Vor ca. zwei Jahren habe ich mir bei einer Rabatt Aktion die Software Portrait Professional 15 zugelegt. Genauso lange habe ich überlegt diesen Blogpost zu schreiben, da er doch aufwendiger und länger sein wird. Jetzt ist der Nachfolger Portraitstudio Pro Max erschienen, was für mich nun Anlass ist diesen Beitrag zu schreiben. Dieser Beitrag soll Euch einen Gedankenanstoß geben, ob die Software Portraitstudio Pro Max eine mögliche Hilfe für Euren Workflow sein kann oder ob es eine unsinnige Investition ist.
Da ich kein großer Photoshopper bin, hatte mich die Werbung bei Facebook angesprochen und die Portraitbeispiele auf der Webseite des Herstellers überzeugt. Die Außendarstellung der Software machte den Eindruck, dass eine qualitativ hochwertige Beauty-Retouche mit dem Programm möglich ist. Unter qualitativ hochwertig verstehe ich eine Retouche, die eine Person nicht verfremdet, sondern lediglich die Klarheit und eine weiches Hautbild „zaubert“. Wichtig bei der Hautbearbeitung finde ich, dass die Haut auch nach der Bearbeitung über kleine Haare und Poren verfügt. Viele Beauty-Retoucher kleistern diese gnadenlos zu. Als Ergebnis wirkt das Bild unecht und die Person erkennt sich auf dem Foto oft nicht wieder. Das sollte eine gute Portrait-Software meiner Meinung nach können.
Sollte es wahr sein, dass es mit wenigen Klicks möglich ist eine Beauty-Retouche umzusetzen und dabei ganz auf Photoshop zu verzichten?
Ein wichtiger Hinweis: Ich stelle hier nicht alle Funktionen der Software vor. In diesem Testbericht gehe ich nur auf die Punkte und Funktionen von Portraitstudio Pro Max ein, die für mich und meinem Workflow relevant sind. Wenn Ihre andere Erfahrung gemacht habt, dann freue ich mich über einen Austausch unten in den Kommentaren. In meinen Archiven habe ich noch ein paar bisher unveröffentlichte Fotos aus einem alten Shooting aus dem Jahr 2015 gefunden. Danke an mein Model, dass ich diese Fotos für dieses Thema einsetzen kann.
Eine gute Beauty Retouche braucht Zeit
Für eine vernünftige Beauty-Retouche braucht man deutlich mehr Zeit als für eine „normale“ Bildbearbeitung. Da ich lieber fotografiere als mich stundenlang mit Frequenztrennung für eine glatte Haut, Korrekturen von Nase, Augen, Stirn und damit mit stundenlangen YouTube Videos zu beschäftigen, fand ich das Leistungsversprechen und auch das Angebot von Portrait Professional überzeugend.
Man muss dabei auch bedenken, dass es mit dem Anschauen eines Photoshop Beauty-Retouche Videos nicht getan ist, und man nicht nach einem oder zwei YouTube-Tutorial das Thema beherrscht. Man muss diese Schritte immer wieder und wieder machen, bevor die einzelnen Schritte zum eigenen Workflow werden und man auch versteht, was man dort macht. Zeit und Nerven, die ich bisher nicht hatte, um mich näher mit dem Thema auseinander zu setzen. Vor allem stelle ich mir die Frage, welcher private Kunde ein Shooting mit einer so intensiven Bildbearbeitung bezahlen will?
Diese Zeitersparnis in der Bildbearbeitung und ein effizienter Workflow waren für mich ein wichtiger Grund, sich mit der Software “Portrait Professional” näher zu beschäftigen.
Welches Portrait Professional Paket wurde getestet?
Wie am Anfang bereits genannt, habe ich die Portrait Professional Version Max getestet. Aktuell gibt es bei der Software zwei verschiedene Versionen/Editionen. Die Studio-Version und die Studio Max-Version. Diese Editionen besitzen natürlich ein unterschiedliches Leistungsspektrum in der Bildbearbeitung. Ich habe mich nun entschieden die Max Version zu testen.
Ein kleiner Tipp am Rande: In diesen zwei Jahren habe ich festgestellt, dass die Software öfter mal mit 50% Rabatt als Schnäppchen vertrieben wird. Wer diese Software also testen möchte, sollte warten bis es wieder eine solche Aktion gibt.
Ein Preis- und Leistungsübersicht gibt es auf der Webseite des Herstellers.
Portraitstudio Pro Max – Der erste Eindruck
Eingabemasken und Regler
Beim Öffnen der Fotos wählt der User bereits aus welches Geschlecht in dem Portrait abgebildet ist und ob es sich um einen Erwachsenen oder um ein Kind handelt.
Die Regler für Haut, Haare, Augen etc. sind selbst erklärend. Augenbrauen lassen sich verformen, Pupillen vergrößern, verkleinern. Lippen können voller gemacht werden etc. Auf den ersten Blick scheint Portrait Professional all das zu unterstützen, was man sich in der Beauty-Retouche wünscht.
Was ich etwas umständlich finde, ist das Verändern der Kontrollpunkte im Gesicht. Rutsch man z.B. an den Augebrauen ab, verformen sich diese sofort. Wenn man diesen Arbeitsschritt rückgängig machen möchte, rechnet mein Computer schon eine kleine Weile. Die Performance der Software hat also noch etwas Luft nach oben. Vielleicht ist das durch den Batch Modus in der teuersten Version besser. Kann ich aber nicht beurteilen. Einen Eindruck über die Softwarenutzung findet Ih rin diesem Video.
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Das Lightroom-Plugin im Portraitstudio Pro Max
Eine Funktion, die ich schon von anderen „Mac Apps“ kannte. Viele Plugins erzeugen eine virtuelle Kopie in Lightroom und man kann diese Kopie dann in dem gewünschten Programm bearbeiten.
Neue Features im Portraitstudio Pro Max
Allgemeines zur Max-Version
Dieses Softwarepaket unterstützt die Stapelverarbeitung. Das bedeutet, dass Ihr eigene Vorgaben erstellen könnt, um sie somit auf mehrere Fotos zu übertragen. Genau wie bei Adobe Lightroom beschleunigt diese Möglichkeit den eignen Arbeitsworkflow, was zu einer großen Zeitersparnis führen kann. Ich habe diese Funktion bisher noch nicht benutzt, da ich selten Beauty Fotos erstelle. Derzeit habe ich lieber schwarz-weiss mit Available Light.
Realistischer Haut-Töne und Texturen im Vergleich zur Vorgängerversion
Für mich ist dieser Punkt. das ausschlaggebende Argument für die Software. Mit der aktuellen Version eine wichtige Kinderkrankheiten im Vergleich der Vorgängerversion Portrait Professional 15 verbessert worden. Die Gesichter in der Version 15 wirkten oft wie Puppengesichter. Der Plastiklook war einfach zu stark, daher hatte ich die Software bisher kaum genutzt. Mit Portraitstudio Pro Max ist dieser Fehler verbessert worden.
Allerdings müsst Ihr mit den Makeup-Optionen vorsichtig umgehen. Die neue Version hat drei neue Bronzer-Styles. Beworben wird dieses Feature damit, dass die Makeup-Looks die Gesichtszüge formen und weicher machen. Mit den Makeup-Optionen müsst Ihr sehr vorsichtig umgehen, sonst habt Ihr schnell einen unrealistisches Puppengesicht erstellt. Geht also gezielt und vorsichtig damit um.
Hintergrundbearbeitung
Bei Portraits können nun auch erstmalig die Hintergründe innerhalb der Software-Umgebung mit bearbeitet werden. Für den Anfang stehen vier Hintergründe als Option bereit. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit eigene Hintergründe einzufügen. Damit nutzt der Hersteller „Anthropic Technology“ auch die technologischen Möglichkeiten seiner Software „LandscapePro“ innerhalb von Portraitstudio Pro Max, um die Hintergründe auszutauschen. LandscapePro habe ich jedoch noch nicht getestet.
Hintergründe in der Software zu ändern ist sehr einfach. Das Programm maskiert im ersten Schritt den Hintergrund und der User kann im zweiten Schritt seinen eigenen Hintergrund verwenden. Mit Hilfe der Regler in der Eingabemaske kann der User nun die Unschärfe, Tiefenschärfe, Helligkeit, Kontraste und vieles mehr im Hintergrund und im Vordergrund getrennt voneinander anpassen. Mit Sicherheit eine gute und einfache Alternative zu Photoshop. Um einen sauberen Übergang zwischen Hintergrund und Vordergrund zu erstellen, muss man sich ein wenig durch das jeweilige Menü arbeiten.
Vignette
Auch eine Vignette steht nun in Portrait Professional zur Verfügung. Für mich ist diese Funktion innerhalb der Software nicht relevant, da ich den gesamten Fotolook in Lightroom anlegen und bearbeite. Portrait Professional möchte ich eigentlich nur für die Beauty Retouche nutzen.
Die Stärken und Schwächen von Portraitstudio Pro Max im Überblick
Stärken:
+ selbsterklärende Eingabemasken
+ Anpassung der Hautbeleuchtung.
+ intuitive Softwarenutzung
+ realistischere Hauttextur und Hauttöne als die Version 15
+ Schärfen und Weißen der Augen wird ebenfalls realistischer als bei der Vorgängerversion
+ Anpassungsmöglichkeiten des Hintergrunds sind komfortabel
+ vielseitige Änderungsmöglichkeiten durch MarkUp-Optionen; aus meiner Sicht ein “Muss” für eine Beauty Retouche Software. Wer an seinen Fotos Makeup hinzufügen möchte und Zähne aufhellen möchte, kommt hier auf seine Kosten.
Schwächen
– Wenn man wie ich realistische Fotos bevorzugt ohne großes Makeup, muss man mit der Software aufpassen. Durch die Makeup-Optionen neigt man schnell zum Übertreiben. Die Ergebnisse wirken schnell unecht und Gesichter der Menschen sehen dann schnell aus wie Puppengesichter. Das liegt meiner Meinung nach jedoch an dem User und nicht an der Software.
– Schwarz-weiss Fotos erhalten einen Farbstich, der über Lightroom oder über ein anderen Programm wieder rausgenommen werden muss. Bei schwarz-weiss Fotos ist mir auch die Software regelmäßig abgestürzt.
– Wünschenswert wäre es, wenn ich den angepassten Hautton auch auf andere Bereiche (Hals, Dekolleté) mit anpassen könnte.
Fazit über die Nutzung vom Portraitstudio Pro Max
Portraitstudio Pro Max macht durch die intuitive Software einen deutlich besseren Eindruck als die alte Professional Version 15. Mit der neuen Version scheinen diese Kinderkrankheiten behoben zu sein. Direkt beim ersten Testbild habe ich eine deutliche Steigerung der Hauttextur und der Hauttönung erhalten. Die Ergebnisse sind deutlich realistischer als die alte Version, mit der ich früher gearbeitet habe. Wer bereit ist zwischen ca. 40€ und 100€ an die Hand zu nehmen, bekommt hier mittlerweile eine gute Alternative zur Beauty Retouche in Adobe, was die Bildqualität und einen guten Workflow angeht.
Da ich aktuell meinen Fokus in der People-Fotografie auf Available Light und schwarz-weiss setze, werde ich die Software nur selten nutzen. Kann sie aber für diejenigen empfehlen, die sich mehr mit dem Thema Beauty auseinander setzen. Ich denke, dass Ihr hier ein gutes Preis-Leistungsverhältnis und damit eine gute Photoshop-Alternative angeboten bekommt, um Euren Workflow zu optimieren. Die Software ist auch dann eine Option, wenn Euch die Retouche-Möglichkeiten in Lightroom nicht mehr ausreichen. Wenn Ihr Euch jedoch nur vereinzelt eine Hautunreinheit, eine Falte oder sonstige störende Elemente in einem Portrait retouchieren wollt, dann ist diese Software nicht zwingend nötig.
Mit dem Thema Beauty-Retouche habe ich jedoch noch nicht abgeschlossen. In Zukunft werde ich mir doch noch mal hin und wieder das ein oder andere YouTube Video ansehen. Ein Alternative zu Portrait Professional ist auch das Photoshop Plugin Beauty Retouche CC 2.0 . Ich habe dies bereits installiert, bin aber auch noch nicht dazu gekommen, mir das Plugin näher anzusehen. Evtl werde ich dazu dann auch einen Erfahrungsbericht schrieben.
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