Die Kultur und die Menschen im jüdischen Viertel von Antwerpen zu entdecken war Hauptanlass meines Kurztrips. Diese Stadt stand schon einige Zeit bei mir auf der Reise-Wunschliste. Ausschlaggebend war ein TV-Bericht vor einiger Zeit über den Diamantenhandel in der Stadt und der jüdischen Kultur. Das Beitrag hatte mir so gut gefallen, dass ich dann auf die Idee kam, diese Street-Fotografie Fotodokumentation selbst anzufertigen und in diesem Zusammenhang mal wieder eine Leica ausführlich zu testen.
Bereits im letzten Jahr durfte ich die erste Version der Leica Monochrom testen. Da ich von dem Bildstil und vom Look der feinen Grautönen der Leica Monochrom so begeistert war, wollte ich für dieses Projekt das Nachfolgermodel, die Leica Monochrom (Typ 246), ausleihen und testen. Einen Testbericht über das Nachfolgermodel der Leica Monochrom (246) findet Ihr bereits im Blog.
Außerdem dachte ich, dass dieses Leica Kameramodel unabhängig vom Bild-Look das geeignete Model für die Street-Fotografie wäre. Es ist nicht so groß wie meine Caen 5D Mark III und man hat nicht so viel Gewicht zu tragen, zumal ich mit meinem 20 kg Rucksack die Strecke vom Hotel in die Stadt mehrmal am Tag gelaufen bin.
Eintauchen im jüdischen Viertel von Antwerpen
Ich hatte gehört, dass die orthodoxen Juden sehr zurückhaltend und schüchtern sind, wenn man mit ihnen direkt Kontakt aufnimmt. Eigentlich vertrete ich die Haltung die Leute, die ich fotografiere immer erst um Erlaubnis zu fragen, bevor ich den Auslöser drücke. Bei dieser Art von Fotografie stand ich nun mit meinem Gewissen im Konflikt. Mir war es wichtig, dass bei dieser Fotoserie authentische Fotos aus Alltagsszenen entstehen und keine gestellten People-Fotos.
Wie fotografiert man also jemanden, der schüchtern oder zurückweisend reagiert, wenn man ihn um eine Foto-Erlaubnis bittet? Außerdem wie schaffe ich es dann, dass das Foto nicht gestellt wirkt ? Wie würdet ihr in diesem Fall vorgehen?
Ich habe mich in diesem Fall entschlossen beide Varianten auszuprobieren. Der erste Versuch möglichst unauffällig die Menschen zu fotografieren und Sie anzusprechen. Der zweite Versuch war es, sie unbeobachtet aus der Entfernung zu fotografieren.
Die Lernkurve war schnell erreicht. Bei meiner “unauffälligen” Art zu fotografieren, haben sich nur wenige Menschen vor der Kamera weggedreht, wenn sie es doch mitbekommen haben, dass sie fotografiert werden. Wenn ich die Leute direkt angesprochen habe, bin ich auf Ablehnung gestoßen. Mir blieb also nichts anderes übrig, als mich einigermaßen unauffällig in diesem Viertel zu bewegen. Die Leica hatte hier den Vorteil, dass sie aufgrund ihres Erscheinungsbildes von dem Laien eher als “Spielzeug” wahrgenommen wird und nicht als große Profi-Kamera.
Ich habe mich somit also gegen die feine Art entschieden, da mein Egoismus bei der Jagd nach diesen Fotomotiven größer war ;-). Manchmal muss man für ein paar Bilder auch über seinen Schatten springen. Wie seht Ihr das? Wenn Ihre anderer Meinung seid, dann hinterlasst einen Kommentar unten im Blog.
Nachdem ich ca. fünf bis sechs Stunden im jüdischen Viertel von Antwerpen verbracht habe, um geeignete Motive zu finden, bin ich dann doch irgendwann auf die Canon 5D Mark III mit meinem 70-200 mm umgestiegen und habe sogar noch meinem Extender dran gepackt, um die Reichweite des Teleobjektivs zu vergrößern um noch anderen Motive zu fotografieren.
Einige dieser Fotos sind auf offener Straße entstanden, bei einigen habe ich mich ins Café gesetzt, um von innen aus nach draußen durch das Fenster oder durch die Tür zu fotografieren.
Das Diamanten-Viertel von Antwerpen
Um im Diamantenviertel zu fotografieren habe ich mir sicherheitshalber eine Genehmigung von einer der Diamantenbörsen in Antwerpen besorgt. Zum einen habe ich gehofft mir somit Zutritt zur Diamantenbörse zu schaffen, um auch eine Art “Rundgang durch die Diamantenbörse” fotografisch zu dokumentieren, zum anderen wollte ich sicher gehen, diese Fotos im Nachgang auch verwenden zu dürfen. Die Sicherheitsauflagen waren für dieses kleine Stadtviertel recht hoch. Es durften keine Eingänge, Security-Mitarbeiter, Transporter etc. fotografiert werden. Am Anfang dachte ich, dass ist doch kein Problem, als ich aber vor Ort gemerkt habe, wie klein der Diamantenbörsen-District in Antwerpen wirklich ist, konnte ich so ziemlich auf jedes Fotomotiv verzichten. Denn so richtig viel hergegeben, hat diese Viertel für meine Bedürfnisse nicht.
Aus meinem geplanten Rundgang in der Börse ist auch nichts geworden, da die Börsen bereits alle Sommerferien im August hatten. Das das passieren kann, wurde mir aber bereits im Vorfeld von meinem Pressekontakt in der Diamantenbörse angekündigt.
Um das Viertel herum sind natürlich jede Menge Juweliere, die mit Diamanten handeln. Diese Geschäfte zu fotografieren fand ich weder als Motiv schön, noch hat es für mich irgendeinen Reiz ausgemacht.
Abseits der Fotografie des jüdischen Viertels
Ich hate mir vorgenommen eigentlich auch kulturell und kulinarisch etwas aus diesem Viertel mitzunehmen. Mit einem Frühstück des jüdischen Bäckers Kleinblatt ist mir das auch Ansatzweise gelungen. Zu einem Essen im jüdischen Restaurant Hoffys ist es leider nicht mehr gekommen, da das Restaurant an beiden Tagen (die ich Antwerpen besucht habe) geschlossen war. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben.
Fazit:
Wer von Euch Lust bekommen hat dieses Stadtviertel ebenfalls zu erkunden, der erhält in meinem Reisebericht Antwerpen weitere Tipps über Fotos, Motive und Sehenswürdigkeiten.
Schaut auch mal bei Hoffys und beim Bäcker Kleinblatt vorbei. Vom Antwerpener Tourismus Büro und von meinem Kontakt bei der Diamantenbörse habe ich auch erfahren, dass hier öfter Fotografen und Fernsehteams unterwegs sind. Wenn ihr schon mal da wart, dann schildert doch Eure Erfahrung gerne in einem Kommentar.
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